Daniele Ganser & kognitive Kriegsführung

Ich wünsche mir in einer demokratischen Gesellschaft eine Auseinandersetzung mit Inhalten, und da ist eine bloße Kritik an den Personen nicht hilfreich.

Beitrag von Bernhard Oberrauch , 25.08.2023

Ich habe zwei Salto-Artikel und deren Kommentare gelesen, beide über Daniele Ganser, der am 6.September im Kursaal von Meran spricht.

Beim Artikel „Auf Verschwörungs-Kur“ von Lisa Maria Gasser am 24.07.2023 habe ich nur die Kommentare gelesen, weil ich als Nicht-Abonnent den Artikel selber nicht lesen konnte. Der Artikel „Kein Platz für Ganser“, ebenfalls von Lisa Maria Gasser am 27.07.2023, war auch für mich zugänglich.

Beim 2.Artikel und bei vielen Kommentaren beider Artikel habe ich festgestellt, dass über die Person Daniele Ganser schlecht geredet wurde, aber nachvollziehbare Kritik an seinen Inhalten habe ich keine gefunden.

Ich zitiere aus dem Artikel: „...In Historikerkreisen, von Rechtsextremismus-Experten und von jüdischen Vertretern im deutschsprachigen Raum werden Gansers Thesen als hoch problematisch, Verschwörungserzählungen gleichkommend und Putin-affin eingeordnet. Auch habe er den Holocaust verharmlost und bemühe immer wieder “antisemitische Sprachbilder” …“.

Jemanden schlecht reden, ohne dass die Kritik nachvollziehbar wird und durch Fakten begründet ist, ist für mich Diffamierung, Diskreditierung und Verleumdung.

In den verlinkten Quellen habe ich wiederum Kritik an der Person Daniele Ganser gefunden, aber nur eine einzige Quelle, wo ein direkter Inhalt von ihm dargestellt wurde, damit ich mir ein eigenes unabhängiges Urteil machen könnte: über den Krieg in der Ukraine, und dieser möchte ich noch eine weitere Quelle von 2015 hinzufügen: Ukraine 2014, die auch eine Auflistung von angezettelten Regime-Wechseln enthält.

Ich wünsche mir in einer demokratischen Gesellschaft eine Auseinandersetzung mit Inhalten, und da ist eine bloße Kritik an den Personen nicht hilfreich.

Den Historiker Daniele Ganser habe ich in seinen Videos als investigativen Journalisten wahrgenommen, der manchen Mächtigen auf die Zehen steigt.

Ich lade die Leser und die Salto-Redaktion ein, den Wahrheitsgehalt der Aussagen von Daniele Ganser zu prüfen: stimmen sie mit der Realität überein oder nicht?

Ich würde mich freuen, in den Artikeln von Salto.bz die Auseinandersetzung darüber zu lesen. Salto.bz schreibt ja: „Unterstütze unabhängigen und kritischen Journalismus und hilf mit, salto.bz langfristig zu sichern!“ Auch Salto.bz ist dankenswerterweise vielen Mächtigen auf die Zehen gestiegen, und so möchte ich meine Kritik als konstruktiv verstanden wissen.

In einem der Kommentare wird ein Gespräch mit Dr. Jonas Tögel über die „kognitive Kriegsführung“ erwähnt. Darin berichtet Dr. Tögel auch darüber, dass die Nato ca. 60.000 Personen beschäftigt, die global Informationen so streuen, damit die Aktionen der Nato von den Menschen akzeptiert werden. Je nach Perspektive kann man das PR oder Manipulation nennen. Ich frage mich, ob die Autorin und manche Kommentatoren der beiden genannten Salto-Artikel vielleicht ungewollt Opfer einer solchen „kognitive Kriegsführung“ geworden sind? Daniele Ganser kritisiert die Nato sehr stark und ist dieser sicher ein Dorn im Auge.

Die „Propaganda-Matrix“, eine Studie von 2017, also lange vor dem Ukraine-Krieg 2022, beleuchtet die Schlüsselrolle des amerikanischen Council on Foreign Relations (CFR) in der geopolitischen Berichterstattung westlicher Medien. Eine echte Demokratie lebt von unabhängiger Meinungsbildung und stirbt mit gesteuerter Meinungsbildung.

In diesem Sinne lade ich Salto.bz ein, diesen meinen kritischen Artikel sichtbar zu erhalten und sich mit den von mir beigesteuerten Inhalten auseinanderzusetzen. Mögen auch die Kommentatoren und unsere Politiker sich meine Quellen anschauen und sich über diese unterhalten.

Bernhard Oberrauch